Die seelische Empfindung in der Yoga-Übung
Das Dreieck - trikonasana -
in dieser Übung lebt die seelische Empfindung der Weite. Um dem Bild der seelischen Empfindung näher zu kommen, habe ich die Darstellung in drei Phasen gegliedert. Es geht zunächst darum, dass Du beim Anschauen der Videos und anschliessend bei Deinen eigenen Ausführungen, Erfahrungen sammelst, wie Du Dich als Beobachter gegenüber dem Körper und den Bewegungen erlebst.
Dabei ist es am Anfang unerheblich, wie weit der Oberkörper in die Horizontale gebracht werden kann. Nach einiger Zeit der wiederholten Auseinandersetzung mit der Übung und praktizieren, kann sich über den Körper die Empfindung der Weite als eine seelische Eigenschaft offenbaren. Die Empfindung kann sich in der Ausführung ausdrücken.
Es ist günstig eine Übung über drei oder sechs Tage in der Anschauung und Umsetzung zu wiederholen. Dabei trainierst Du Dich, eine Sache immer wieder neu anzuschauen. Achte darauf, dass Du ohne Vorurteile oder Erwartungen übst. Freue Dich, wenn Du diese bemerkst, denn dann kannst Du Dich wieder neu und frei davon zur Übung und dem Gedankeninhalt hinwenden.
Damit dies leichter gelingt, ist es günstig, wenn Du Dich während der Übung immer wieder an dem gewählten Gedankeninhalt zur jeweiligen Phase orientierst. Als Erweiterung des Bewusstwerdeprozesses in der Übung, kannst Du auch Deine eigenen Gedankenbewegungen beobachten und Dich fragen:
Sind die Gedanken konzentriert zur Übung ausgerichtet? Oder gehören die Gedanken garnicht zur Übung?
Nun kannst Du mit dem Üben des Dreiecks beginnen:
In der 1. Phase beobachtest Du, wie Du den Oberkörper aus der Mitte, im stabilen Dreiecksstand, wechselweise zur Seite bewegst. Achte auf eine natürliche und freie Atembewegung.
Es ist günstig die einzelnen Übungen mit jeweils 3-5 mal auf beiden Seiten mit wacher Beobachtung wiederholt zu praktizieren.
In der 2. Phase beobachtest Du, wie sich durch die exakt zur Seite gerichtete Bewegung, die Flanke ausdehnt. Nach 3-6 Tagen der Wiederholung und, wenn die Aufmerksamkeit mit den Gedanken zur Übung ausgerichtet bleibt, führt es zu einer Intensivierung des Gefühls der Weite über den Körper. Der Atem wird in seiner Bewegung freigelassen.
In der 3. Phase beobachtest
Du, wie sich die ausdehnende Bewegung aus der Mitte über die Flanke und den Arm am Kopf entlang in den Raum hinaus fortsetzt.
Diese Bewegung ist mit einem wagnisreichen,
freudig mutigen Gefühl, verbunden, das sich nach einiger Zeit der Auseinandersetzung mit dem Sinnbild der Übung, wie in einer räumlichen Verlagerung erleben lässt.
Der Atem wird in seiner Bewegung frei zugelassen.
Das gedrehte Dreieck - parivrtta trikonasana -
drückt, nach den Forschungen des spirituellen Lehrers, Heinz Grill, das folgende seelische Sinnbild aus: "Aus den vitalen Aktivitäten, die das Leben abverlangt, entsteht eine Ausdehnung der Persönlichkeit in die Raumesregionen des irdischen Daseins. Eine in Weisheit geordnete Ausdehnung dieser Verhältnisse, gepaart mit Erfahrungen des Bewusstseins, führt zur Synthese des Lebens. Weisheit, Gestaltungskraft und irdische Aktivität sollen sich einmal im Leben zu einer harmonischen Mitte vereinen." (S. 181, "Die Seelendimension des Yoga" von Heinz Grill)
Diesem seelischen Bild
kannst Du Dich durch wiederholte Anschauung und Beobachtung innerhalb der Ausführung der Übung mit folgenden Gedanken annähern:
Beobachte, wie die eine Hand den Boden der Erde berührt und die andere dynamisch nach oben in den offenen Raum ragt. Nimm wahr, wie auf diese
Weise der Oberkörper zwischen Erde und freier Atmosphäre ausgespannt ist. Der Atem wird den Anforderungen entsprechen frei zugelassen.
Der Fisch - matsyasana -
In dieser Übung kann das Bewusstsein selbst in seiner Aktivität erlebt werden. Achte bei der Ausführung auf die exakte Spannungsverteilung der drei Regionen des Körpers:
Die Beine sind geschlossen und entspannt dem Rumpf zugeordnet. Der Schulter-, Nacken- und Kopfbereich sind gelöst. Der Kopf ruht mit dem Eigengewicht am Boden. Die Brustwirbelsäule wird in die größtmögliche Durchstreckung geformt. Der Atem bleibt in einem freien Rhythmus.
Das Dreieck in der Rückenlage - Supta Trikonasana -
Auch in dieser Übung schenkt die bewusst gehaltene Spannungsverteilung ein mehr zwangloses Erleben. Dies gibt dem Bewusstsein die reine Kraft zu einer geordneten Beobachtung, die für die Ausführung der schwierigeren Stellungen sehr wichtig ist.
Achte bei der Ausführung darauf, dass der Atem weit und frei fliesst. Der Schulter- und Nackenbereich bleibt möglichst gelöst. Die sich im Kreuzbein (2. Zentrum - svadhisthana-cakra) immer wieder zentrierende Bewegung, dehnt sich dynamisch und immer weiter in beide Beine aus. Es ist günstig beide Seiten drei Mal beobachtend zu wiederholen.
Die Waage - tuladandasana -
"Die Waage ist in diesem Sinne eine Übung, die geeignet ist, den Prozess der Gedankenbildung und die nachfolgende Umsetzung des Gedankens in die Praxis auf eigenständige Weise zu studieren und zu erproben." (S. 313, "Die Seelendimension des Yoga" von Heinz Grill)
Bei dieser Ausführung der Waage, wird das 2. Zentrum - svadhisthana-cakra - betont. Stelle Dir den Konzentrationspunkt der sich sammelnden Bewegung im Kreuzbein vor. Diese Bewegung dehnt sich auf dynamische Weise in beide Beine aus. Der Oberkörper hebt sich nach oben hin leicht an. Die Schulter-, Nacken- und Kopfregion bleibt gelöst. Der Atem fliesst frei. Jede Seite ist drei Mal zu wiederholen. Dies ist auch hier für eine ausgleichende und ordnende Wirkung günstig.
Die stehende Kopf-Knie-Stellung - uttanasana -
Die seelischen Empfindungen dieser Übung sind einerseits des "Aus-sich-Herausgehens" und des gleichzeitigen "In-sich-selbst-Konzentrierens", bei denen der Körper das Hilfsmittel für die Erfahrung ist.
Beobachte, wie die Wirbelsäule dynamisch nach vorne hinausgleitet und gleichzeitig eine Kontraktion im Bereich des Kreuzbeines (2. Zentrum - svadhisthana-cakra) entsteht. Der Atem wird frei zugelassen und die Bewegung aus der Mitte der Brustwirbelsäule dynamisch geformt. Mit entspannter Wirbelsäule wird der Oberkörper aufgerichtet. Die Arme gleiten nach oben. Beobachte das natürliche sensible Aufwärtsstreben in der Wirbelsäule.
Die gedrehte Kopf-Knie-Stellung - Parivrtta Janu Sirshasana -
Die gedrehte Kopf-Knie-Stellung "... vereint die weite Streckung, die eine große Willensleistung erfordert, mit der feinen Sensibilität des Offenseins. " (S. 101, "Die Vergeistigung des Leibes" von Heinz Grill)
Bei dieser Ausführung der gedrehten Kopf-Knie-Stellung im Video, ist die sich zentrierende Bewegung im Kreuzbein wesentlich. Mit Ruhe und Übersicht zum Köper, lässt sich dann mit der immer wiederkehrenden Zentrierung, die Ausdehnung und das Öffnen der nach oben geöffneten Endstellung bewusst formen. Im Wechsel können beide Seiten bis zu drei Mal wiederholt werde, um sich langsam der Endstellung mit dem Empfinden des sensiblen Offenseins anzunähern.
Im folgenden Video kannst Du die zentrierende Bewegung im Kreuzbein von hinten beobachten.